weiter.vorn 2.17 25 jahre - 15 gebäude hergerichtet. das hauptproblem lag darin, wissenschaftlerinnen und wissenschaft- ler mit unternehmerischem denken zu finden. die kollegen aus den akademieinstituten und universitäten waren nicht darauf getrimmt, die der technischen fakultäten eher. es gab auch industrieforschungsinstitute. aus dem institut für werkzeugmaschinen in chemnitz und dem institut für umformtechnik in zwickau habe ich mitarbeitende mit industriekontakten rekrutiert. die wirtschaft zerfiel zusehends, wie kamen sie trotzdem zu aufträgen? durch die förderprogramme des bundes und der eu hatten viele unternehmen anfangs noch genügend mittel für forschungsprojekte. kleine firmen überstanden aber oft nicht die lebens- dauer der geförderten projekte. doch bald hat sich die spreu vom weizen getrennt. dann gab es auch in chemnitz firmen, die am markt eine singuläre stellung durch die kooperation mit fraunhofer hatten. schließlich siedelten sich auch unternehmen an. jedenfalls hatten wir am iwu von beginn an einen relativ hohen industrie anteil, in der regel bis zu 50 prozent aus den neuen bundesländern. wie wurden sie von den instituts- leiterkollegen im westen aufge- nommen? durchwegs wohlwollend, aufgeschlossen, sehr freundlich, auch kameradschaftlich, mit zuneh- mendem erfolg mit zurückhaltung. es waren schließlich dieselben töpfe, an die wir gegangen sind. ich bin bis heute dankbar und trage das auch weiter als präsident, wenn neue institutslei- ter zu fraunhofer kommen. mir ist nicht an einem tag in irgendeiner weise ein vorbehalt entgegen- gebracht worden, weil ich aus sachsen komme. was waren nach ihrer meinung die gründe für die schnelle und gelungene integration? das hat sehr viel zu tun mit dem engagement des vorstands, den präsidenten max syrbe und hans-jürgen warnecke und den vorständen ulrich wiese und dirk-meints polter. aber auch viele verantwortliche in der zentrale, die herren imbusch, jung, bube, schnabel, friedrich, enga- gierten sich außergewöhnlich. auch innerhalb von fraunhofer herrschte eine ganz positive auf- baustimmung. es gab eine echte kameradschaft zwischen den institutsleitern. man hat sich gegenseitig mitgenommen, alle neuen institute hatten partner im westen. ich hatte als partner- institut das ipt in aachen. und noch etwas war entscheidend für den schnellen erfolg: die »alte« fraunhofer-gesellschaft hatte in der wirtschaft einen exzellenten ruf. das label fraunhofer hat uns beim akquirieren im westen sehr geholfen. wo liegen die schwerpunkte für fraunhofer in den östlichen bundesländern? sachsen ist der größte standort. sachsen hat auch die stärkste wirtschaftskraft. der wirt- schaftsertrag der sächsischen institute liegt seit jahren weit über dem fraunhofer-durchschnitt, einige liegen seit jahren in der spitzengruppe. wir haben aber auch in thüringen, sachsen- anhalt und berlin institute mit großem wissen- schaftlichen und wirtschaftlichen erfolg und bauen unsere aktivitäten in brandenburg und mecklenburg-vorpommern kontinuierlich aus. hohe selbstständigkeit der institute bei intensiver vernetzung — ist das heute noch das erfolgsrezept? heute geht es weniger darum, ost und west oder süd und nord zu vernetzen. heute brauchen wir vernetzung, um große, wichtige projekte auf bundes- und eu-ebene durchsetzen und akquirieren zu können, die ein einzelnes institut allein gar nicht leisten kann. heute kann ein institutsleiter sein institut nicht mehr mit 300 aufträgen à 20 000 euro finanzieren. er braucht große projekte im hunderttausender- oder millionenbereich, damit er echte, disruptive innovationen schaffen kann und nicht nur konti- nuierliche verbesserung im unternehmen. inzwischen ist ein generations- wechsel im gange? wir hatten ja schon vor zehn jahren den wech- sel einiger institutsleiter, zum beispiel in jena, wo andreas tünnermann auf wolfgang karthe folgte, oder im ikts, wo herr hermel die lei- tung an herrn michaelis übergab. beide haben die institute weiter nach vorne gebracht. auch bei anderen instituten wurden hervorragende nachfolger gefunden. bei mir ist der wechsel nun auch bald fünf jahre her. überall, wo der wechsel stattgefunden hat, fand wachstum in den wirtschaftlichen erträgen und in der inhaltlichen tiefe statt. deshalb bin ich guter hoffnung, dass wir auch die anstehenden füh- rungswechsel gut über die runden bringen. welche zukunftsthemen sorgen für neue perspektiven? ein großes thema ist die energiespeicherung für mobile und stationäre speicher. daran arbei- ten mehrere institute im dresdner raum. ein anderes großes thema – auch in dresden – ist die mikroelektronik mit der funktionsintegration von sensoren und aktoren in die chips. ein drit- tes großes thema liegt in der medizintechnik, insbesondere bionische themen. außerdem ha- ben wir in der region dresden/chemnitz viel vor. in der digitalisierung von produktionssystemen und in dresden wollen wir ein institut für cyber- physische produktionssysteme gründen. in jena wird das thema optik und optische systeme vorangebracht. und in magdeburg steigt man intensiv in das thema kognitive robotik ein. geht das wachstum weiter? wachstum war noch nie eine zielgröße bei fraunhofer. wir haben große wachstums schü be hinter uns, durch die gründung der ost- institute, die integration der gesellschaft für mathematik und datenverarbeitung gmd und der forschungsgesellschaft für angewandte naturwissenschaften fgan, wo wir ganze gruppen von instituten übernommen haben. so etwas stand in letzter zeit nicht an, aber fraunhofer ist athletischer geworden. wir sind kerngesund, finanziell und wissenschaftlich. wir haben große anstrengungen unternommen, damit wir nicht nur wissenschaft verkaufen, sondern auch selbst originäres, unverwech- selbares erschaffen. unser wesentliches ziel ist jetzt, systemrelevante innovationen durch projektzentren voranzutreiben und disruptive innovationen, also echte durchbrüche, zu erzie- len. deshalb bauen wir forschungscluster auf, in denen mehrere institute ihre kompetenzen zu einem bestimmten thema so bündeln, dass sie zu nationalen zentren für diese forschungsrich- tung werden – etwa für maschinelles lernen, für programmierbare materie, für die öffentliche sicherheit oder für autoimmunerkrankungen. solche themen wollen wir intensiv vorantrei- ben, damit wir die wissenschaftliche federfüh- rung behalten und den unternehmen helfen können, nicht nur ihre prozesse zu verbessern, sondern mit völlig neuen produkten auch neue märkte zu eröffnen.